"Die Arbeitslosen von Marienthal"

Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, Protestbewegungen - Europa erlebt jetzt ein Déjà-vu
Wirtschaft und Arbeit
Dienstag,
15
.10.
2013
 
Wien
BSA Döbling

Das "Rote Wien im Waschsalon Karl Marx Hof" widmet den Folgen andauernder Arbeitslosigkeit, welche vor 80 Jahren erstmals wissenschaftlich in der Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" erforscht wurde, eine Sonderausstellung. Der BSA-Bezirksklub Döbling stattete der Ausstellung, die sich sowohl mit der Studie als auch mit dem Forschungsteam beschäftigt, bei einer von Barbara Hauenschild organisierten Exkursion mit Führung durch die beiden Kuratoren Lilli und Werner Bauer einen Besuch ab.

1930 muss die Textilfabrik "Marienthal" südlich von Wien infolge der Wirtschaftskrise schließen, aus 1300 ArbeiterInnen werden 1300 Arbeitslose. 15 junge WissenschaftlerInnen machten sich auf, das Phänomen der Arbeitslosigkeit zu ergründen, indem sie u.a. Katasterblätter anlegten, Lebensläufe notierten, Geschwindigkeiten maßen und Schulaufsätze analysierten, deren Erkenntnisse 1933 veröffentlichten.

Die Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" wurde erst durch spätere Ausgaben in den 1960er- und 1970er-Jahren bekannt und zu einem Klassiker der empirischen Sozialforschung, als Musterbeispiel der Theoriebildung in Kombination von quantitativen, qualitativen, vorgefundenen und erhobenen Daten.

Deren AutorInnen machten jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg im Exil Karriere, Marie Jahoda und Paul Felix Lazarsfeld lebten als ab 1929 auch im Karl Marx Hof und waren als WissenschaftlerInnen an der Studie beteiligt. Eine der wichtigste Schlussfolgerungen der Studie ist jene der "müden Gemeinschaft" die Maria Jahoda später kommentierte, dass Arbeitslosigkeit zu Resignation und nicht zu Revolution führe.

Veranstaltungsankündigung