Die Welt, in der wir leben, unterliegt einem ständigen Wandel, der durch Digitalisierung und Globalisierung unablässig vorangetrieben wird. Spätestens seit Donald Trump und dem Brexit, die ein Erstarken des Populismus auch in Europa brachten, ist klar, dass das politische System ein Problem hat. Pessimismus über die Zukunft dominiert den öffentlichen Diskurs, JournalistInnen verorten eine „Krise der Demokratie“ und konstatieren Resignation beim Wahlvolk. Der steigende Wunsch nach einem „starken Führer“ und oftmals unerwartete Wahlsiege von PolitikerInnen, deren Erfolg kaum jemand für möglich gehalten hätte, bereiten Sorge. Jene „Politik der Emotion“ benutzt berechtigte Ängste, anstatt ihre realen Ursachen zu analysieren. Die zunehmende Unüberschaubarkeit der Ökonomie und die wachsende Informationsdichte dienen ihr als Nährboden, vereinfachte Schuldzuweisungen und „Bauchgefühle“ sind ihr ideologisches Kapital. Es gibt positive Alternativen für die Erneuerung des demokratischen Systems in Europa und es braucht Antworten, wie sich die Welt in den nächsten Jahren verändert. Ein öffentlicher Diskurs ist daher notwendig, der Widerspruch zulässt und vor der Komplexität der Fakten nicht zurückschreckt, der Aufklärung und nicht eine Vernebelung von Tatsachen möchte.
Gemeinsam mit unseren Gästen möchten wir verschiedene Fragestellungen vertiefen: Wie kann die Demokratie von jedem und jeder neu belebt und gelebt werden? Wie kann man gegen jene populistische Stimmungsmache, die sich derzeit gerne als Vertretung einer gefühlten Mehrheitsmeinung eines schwammig definierten „Volkskörpers“ ausgibt, Position beziehen, mit Präzision, mit Radikalität? Wie kann man das politische System reformieren? Welche freundliche Revolution, welche anderen, sanfteren Wege würde es geben? Kann man die stärkere Einbindung der BürgerInnen autokratischen Ideen entgegensetzen? Welche mutigen VordenkerInnen, PionierInnen und Projekte gibt es? Welche überzeugenden Beispiele gibt es, dass die Qualität politischer Entscheidungen deutlich verbessert werden kann? Wie kann die Politik wieder lernen, mit den BürgerInnen zu sprechen? Wollen BürgerInnen heute Perspektiven? Wie könnte eine glaubwürdige Erzählung dessen, was die Politik zur Bewältigung politischer Ängste anzubieten hat, lauten? Wie klingt ein Plädoyer für die Erneuerung der Demokratie?