„Frau, Leben, Freiheit“, dieser Sprechgesang war unter anderem an einer Universität in Teheran zu hören. Masha Amini war festgenommen worden, da die 22 Jahre alte Studentin das Kopftuch nicht „ordnungsgemäß“, den Regeln im Iran entsprechend getragen hatte, fiel noch am selben Tag ins Koma, wurde ins Krankenhaus gebracht und starb. Die Regierung von Präsident Ebrahim Raisi hatte zuvor begonnen, den Kontrolldruck hinsichtlich des öffentlichen Verhaltens von Frauen zu erhöhen. Seit dem Tod der jungen Iranerin brennen die Kopftücher auf den Straßen in Iran, protestieren Frauen und Männer im Bewusstsein, dafür verhaftet und im schlimmsten Fall mit dem Leben bezahlen werden. Einige Menschen waren bereits bei den Ausschreitungen ums Leben gekommen, als das Staatsoberhaupt ein „entschiedenes Vorgehen“ gegen die Demonstrierenden anordnete. Gleichzeitig wurde das Internet im Iran lahmgelegt und Instagram als letztes frei zugängliche soziale Netzwerk gesperrt. Die Protestbewegung im Iran und der Aufstand der Frauen, die durch den Tod der jungen Frau ausgelöst wurden, werden von einer weiteren jungen Frau befeuert, als Elnas Rekabi, die als Kletterin im Finale der Asienmeisterschaften antrat, ein für Sportlerinnen aus dem Iran obligatorisches Kopftuch abgenommen hat und sich im Hausarrest befindet.
Seit dem Ableben der Studentin protestierten tausende Menschen, darunter viele Studierende und SchülerInnen, gegen den repressiven Kurs der Führung, mittlerweile dürfte sich die Protestbewegung allgemein gegen die Regierung und Einschränkungen der Menschen- und Freiheitsrechte im Iran richten. Shirin Ebadi, die für den Einsatz für Demokratie, Frauen- und Kinderrechte mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, sieht in den aktuellen Protesten eine ernsthafte Gefahr für die Führung im Iran. In Berlin haben rund 80.000 Menschen, wobei zahlreiche TeilnehmerInnen auch aus anderen europäischen Ländern angereist sind, mit einer Solidaritätskundgebung die Protestierenden im Iran unterstützt, auch in Paris, Stockholm oder Wien wurden Zeichen der Solidarität gegen die Unterdrückung und Diskriminierung gesetzt. Prominente Menschen schneiden sich die Haare ab und in sozialen Medien werden zahlreiche Videos von Protesten im Iran geteilt, wobei die Demonstrationen im Ausland durchaus von den Demonstrierenden im Iran als Solidaritätserklärung, die motivierend wirken könnte, wahrgenommen werden. Abgesehen von den Solidaritätsbekundungen aus dem Ausland erfüllen die Ereignisse die IranerInnen, die etwa in Europa oder Amerika leben, mit sehr großer Sorge um FreundInnen und Familienmitglieder im Iran.