„Back to the future“

Die Verantwortung der DichterInnen und DenkerInnen für das andere Österreich
Bildung, Kultur und Medien
Europa und Internationales
Innen- und Kommunalpolitik
Dienstag,
22
.1.
2019
 
Wien
BSA Döbling
BSA Donaustadt
BSA Rudolfsheim-Fünfhaus
BSA Simmering
Gesellschaft für Geistes- und Sozialwissenschaften
Vereinigung sozialdemokratischer Angehöriger in Gesundheits- und Sozialberufen
Vereinigung Sozialdemokratischer Universitäts- und FachhochschullehrerInnen

Unter dem programmatischen Titel „Die Verantwortung der Dichter und Denker“ in Anlehnung an den Titel, nicht an den Inhalt von Herbert Lackners Buch „Die Flucht der Dichter und Denker“ begrüßten anlässlich des zehnjährigen Bestehens einer offenen Gesprächsreihe im BSA das Team des BSA-Döbling gemeinsam mit seinen KooperationspartnerInnen sowohl viele FreundInnen als auch einige der GesprächspartnerInnen, welche im genannten Zeitraum wertvolle, auch kritische Beiträge für einen fundierten, offenen und lösungsorientierten Diskussionsprozess leisteten, bei einer Jubiläumsveranstaltung.

Viele der mehr als 130 Veranstaltungsangebote erfolgten in bewährter Kooperation mit anderen Arbeits-, Bezirks- und Fachgruppen im BSA, wobei rund 280 GesprächspartnerInnen, wobei manche mehrfach teilnahmen, daran mitwirken, nicht mit Ängsten politisch zu arbeiten, sondern Hoffnung zu geben. Die SPÖ hatte sich im Jahr 2008 entschlossen, ihre Zukunfts- und Kulturwerkstätte, damit eine Institution, nach zwanzig Jahren zu schließen, wozu der ehemalige Finanzminister Ferdinand Lacina anmerkte, dass die SPÖ „so stark in der Gegenwart verankert ist, dass für sie die Beschäftigung mit der Zukunft, vielleicht auch mit der Kultur, künftig entbehrlich ist.“ Die damit verbundene Symbolik, dass die Zeit des Querdenkens und durchaus kontroverser Debatten vorbei sein könnte, war einer der letzten ausschlaggebenden Gründe, auf rein ehrenamtlicher Basis eine Plattform für kritische und innovative Ideen anbieten zu wollen.

Da das gemeinsame Nachdenken über die Gegenwart und Zukunft nicht nur von theoretischem Interesse ist, haben sich die InitiatorInnen im Herbst 2008 entschlossen, dies in die Praxis umzusetzen, wobei für die von BSA-Präsident Andreas Mailath-Pokorny verfeinerte Positionierung des gesamten BSA als Plattform für Intellektuelle und Kreative sowie den BSA-MitarbeiterInnen, Anna Vukan, Hatice Budak, Ruxandra Murii und Philipp Oberhaidinger, für die administrative Unterstützung zu danken ist. Seit Ende Jänner 2009, vor fast auf den Tag genau zehn Jahren, beginnend mit einem ersten karitativen Abend zugunsten der Gruft, der Caritas-Einrichtung für obdachlose Menschen , und einer Podiumsdiskussion über die soziale Frage anhand der Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichtes der ÖGPP wird mit diesen regelmäßig stattfindenden Veranstaltungsangeboten ein bewusst offen gehaltenes Forum für das kreative Denken und für die Themen der Zeit angeboten. Gleichsam war und ist die Unterstützung des früheren BSA-Präsidenten Caspar Einem, welcher sich bei der Feier gleichsam unter den Gästen befand, wesentlich, er beschrieb den BSA als „eine einzigartige Plattform für politisches Engagement qualifizierter Menschen in einer nicht abstoßenden Umgebung. Das ist seine Attraktivität für die SPÖ, eine Chance, sofern sie sie erkennt.“

Unabhängig davon, ob jene dem BSA nahe stehende Partei gerade an den Schalthebeln der Macht sitzt oder sich wie derzeit in Opposition befindet, ist es nur für die „kulturelle Hegemonie“ wichtig, Intellektuelle anzuziehen, vielmehr geht es auch im Sinne der Kraft der Ideen als politischer Gegensatz zu Kraft des Geldes darum, neue Visionen zu entwickeln und den inhaltlichen Austausch zu pflegen. Dementsprechend wurden viele inhaltliche Themen aufgegriffen, Interessierte und Engagierte eingebunden sowie je nach Thematik ExpertInnen eingeladen, um gemeinsam Perspektiven zu erarbeiten. Eine dem Kabarettisten Werner Schneyder, der gleichfalls unter den Ehrengästen begrüßt werden konnte, zugeschriebene Einschätzung zu jenem Begriff warf die pointierte Frage auf, dass man bei ExpertInnen unterscheiden muss, ob sie sich auf etwas verstehen oder sie etwas davon verstehen. Die rund 280 ReferentInnen, manche davon mehrmals, die im Zeitraum von 2008/9 bis 2019 zu Gast waren, verstehen etwas davon. Noch etwas verbindet diese, sie sind MeinungsträgerInnen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen, starke Stimmen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur, Medien, Zivilgesellschaft und NGOs, Politik oder Wirtschaft. Der Philosoph Harald Katzmair beschreibt eine fundamentale Kraft, die Politik antreiben soll, als die Überwindung der Kluft zwischen der Welt, wie sie ist, und der Welt, wie sein soll. Dazwischen ist das Handeln der Politik aufgespannt, dazu sind drei Dinge notwendig, die richtige Analyse der Gegenwart, „die Welt, wie sie ist“, eine ausformulierte Vision, „die Welt, wie sie sein soll“ und schließlich konkrete Strategien, wie diese Vision zur Realität werden kann. Wie die Welt aussehen soll, darüber gibt es höchst unterschiedliche Vorstellungen, von den Rechtsdemagogen werden nicht nur Symbole des „Systems“, sondern auch Menschen, zumeist, verbal, angegriffen, um die liberale Demokratie und die offene Gesellschaft für autoritäre Lösungen „sturmreif“ zu machen.

In interessanten Zeiten gibt es viel zu tun, die Vortragenden verbindet über allfällige Parteigrenzen hinweg, ausgewählte VertreterInnen von SPÖ, ÖVP, Grünen, Neos und Liste Pilz nahmen am offenen Austausch über inhaltliche Fragestellungen teil, dass es nicht nur Schwarz oder Weiß gibt, sondern auch eine soziale und politische Verantwortung wahrgenommen wird. WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen und AktivistInnen der Zivilgesellschaft beziehen öffentlich Stellung, beschäftigen sich mit gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen, stellen Forderungen und eröffnen für die Gesellschaft zu dem Zeitpunkt vielleicht noch utopische Optionen. „Die Intellektuellen haben die Verantwortung, die Wahrheit zu sagen und Lügen aufzudecken“, der Leitsatz von Noam Chomsky ist in Zeiten politischer, gesellschaftlicher und sozialer Umwälzungen relevanter und aktuell denn je, zeitlos bleibt dabei die Feststellung, „der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.“ Eine sehr wichtige Aufgabe von Wissenschaft und Kunst ist es auch, die Gesellschaft zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen.

„Unterhaltung kommt von Haltung“, daher präsentierten zuerst Ruth Wodak, Adi Hirschal, Erika Pluhar und Hans-Henning Scharsach ihre einleitenden Impulse. Anschließend wurden mit dem „Mut zum Unvollendeten“ frei nach Bruno Kreiskys, der am selben Tag seinen 108. Geburtstag gefeiert hätte, in Form eines neuen, experimentellen, etwas diskursiveren Settings das Gesagte und Gehörte ergänzt sowie die Ideen und Gedanken der TeilnehmerInnen zum Generalthema festgehalten, da Wortmeldungen aller Ehrengäste im Plenum den zeitlichen und räumlichen Rahmen wahrscheinlich gesprengt hätten. Abschließend dankten stellvertretend für das gesamte Team Matthias Vavra, Barbara Hauenschild und Maximilian Eberl den Menschen, die daran teilhatten, und wünschten, dass sie weiterhin Haltung zeigen, engagiert bleiben. „Was Menschen machen, kann auch von Menschen zum Besseren verändert werden, dazu darf man ihnen nur die Freiheit nicht nehmen.“

 

Veranstaltungsankündigung