Hannes Androsch über sozialdemokratische Zielsetzungen

Der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister formulierte seine Thesen für Österreich
Bildung, Kultur und Medien
Europa und Internationales
Wirtschaft und Arbeit
Mittwoch,
5
.6.
2013
 
Wien
BSA Döbling

In der bewährten Zusammenarbeit mit dem Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Döbling durfte der BSA-Bezirksklub Döbling am 5.6.2013 den früheren Vizekanzler und Finanzminister, erfolgreichen Industriellen und Sozialdemokraten Dr. Hannes Androsch zu einem Gesprächsabend im Weingut Wolff in Neustift am Walde begrüßen.

In dem von MMag.a Barbara Hauenschild moderierten Gespräch zog der der ehemalige Vizekanzler und Finanzminister eine persönliche Bilanz aufbauend auf einer wechselvollen und facettenreichen Vergangenheit. Der Citoyen formulierte seine Thesen für den Reformbedarf in Österreich und verortete in der Bequemlichkeit, Reformmüdigkeit und mangelnden Leistungswillen die Gefahren für Österreich in der untrennbar mit Europa verbundenen Zukunft.

"Vielleicht ist es nur Bequemlichkeit. Bewahren kann man das, was erhaltenswert ist. Aber was überholt ist, von dem muss man sich trennen."

Österreich scheint einen notorisch schwierigen Umgang mit seinen herausragendsten Köpfen zu haben, ein Ergebnis der bremsenden Kräfte bestandswahrender Beharrungskräfte. Es gibt einige wenige Verhinderer in Österreich, diese sind im völlig entglittenen Föderalismus oder über den ganzen Bildungsbogen zu finden. Unter dem Titel wohlerworbener Rechte werde mehr Bequemlichkeit und weniger Gestaltungswille gezeigt, welchen der Industrielle stark vermisst. Im Bereich der Forschung muss trotz guter Ergebnisse mehr an Dynamik gewonnen werden, der Wohlfahrtsstaat und seine Finanzierung nach 5 Jahren der Krise zukunftssicher gemacht werden, die Kompetenzverteilung im öffenlichen Bereich und in der Verwaltung reformiert werden und es bedarf einer zukunftsorientierten Energiepolitik.

In weiterer Folge ging es in diesem Gespräch um eine zukunftsorientierte Bildungspolitik als die beste Wachstumspolitik, die damit verbundenen Reformen, etwa im Ausbau der Ganztagsschulplätze, der Kindergartenplätze, dem Bedarf an besten Lehrern mit der besten Ausbildung, einem entsprechenden Dienstrecht und einer nicht überbordenden Schulverwaltung. Diesen Reformstillstand galt und gilt es aufzubrechen, einer der Gründe, warum er das Volksbegehren Bildungsinitiative initiierte, um mehr Investionen und bessere Zielsetzungen bei Bildung, Wissenschaft und Forschung zu fordern. Auch in Zukunft möchte er sich darauf konzentrieren, den Forderungen des Bildungsvolksbegehrens zum Durchbruch zu verhelfen. Einen großen Unterschied zwischen seiner eigenen und der heutigen Jugend verortete er in der digitalen Revolution, die im Bereich der sozialen Medien viele Veränderungen brachte.

Allgemein wünscht sich Hannes Androsch weniger Phantasielosigkeit, dafür mehr Entschlossenheit und Zukunftsorientiertheit in der Politik. Offenbar gibt es nicht den Willen und den Mut zur Zukunftsgestaltung, die Ursachen liegt darin, dass vielleicht punktuelle Tagespolitik statt ein gewisser Weitblick nur zu Folge hat, dass diverse Spaßgruppen und Populisten politisch aktiv werden, die noch sehr viel weniger die Lösung für eine Reformagenda sind, die den Menschen Perspektiven eröffnet sowie Orientierung und Halt gibt.

Anschließend wurden an den erfolgreichen Industriellen und Sozialdemokraten noch einige Fragen von den Gästen gestellt. In der bis auf den letzten Platz und darüber hinaus gefüllten Räumlichkeit waren zu dem Gesprächsabend mit Hannes Androsch auch mehrere VertreterInnen der SPÖ-Döbling gekommen. BSA-Döbling und SWV-Döbling konnten den SPÖ-Bezirksparteivorsitzenden GR Franz Ekkamp sowie die BezirksrätInnen Brigitte Achtig, Rudi Guttmann, Karl und Brigitte Lang sowie den Spitzenkandidaten der SPÖ-Döbling für die Nationalratswahl 2013 Dr. Sepp Stranig begrüßen. Bei nicht sommerlichem Wetter wurde die entspannte Atmosphäre im Weingut noch zu persönlichem Austausch und Gesprächen genutzt.

Veranstaltungsankündigung