Lauter Hass, leiser Rückzug - Im Gespräch mit Lukas Bernhard und Lutz Ickstadt

Wie kann man negative Dynamiken aus sozialen Medien und die Online-Feindlichkeit etwa gegenüber politisch aktiven Frauen als Misogynie 2.0 verstehen, erkennen und entschärfen?
Wien
BSA Döbling
Dienstag,
9
.4.
2024
18.30 Uhr

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-, Download unter https://zoom.us/

Lukas Bernhard (Sozialwissenschaftler, Empirischer Demokratieforscher, Berater bei der Forschungs- und Beratungsagentur pollytix strategic research gmbh mit dem Fokus auf quantitative Forschungsvorhabenund Co-Autor "Lauter Hass, leiser Rückzug")

Lutz Ickstadt (Politikwissenschaftler, Jurist, Empirischer Demokratieforscher, Berater bei der Forschungs- und Beratungsagentur pollytix strategic research gmbh mit dem Fokus auf quantitative Forschungsprojekte und Analysen mit dem Schwerpunkt Wahl- und Medienforschung und Co-Autor "Lauter Hass, leiser Rückzug")

 

„Hass im Netz kann den demokratischen Diskurs bedrohen“, schreiben die AutorInnen der Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ über die Ergebnisse einer Befragung von 3.000 InternetnutzerInnen ab 16 Jahren. 15 Prozent der befragten InternetnutzerInnen waren selbst bereits von Hass im Netz betroffen, fast jede zweite Person wurde schon einmal online beleidigt, einem Viertel wurde körperliche Gewalt angedroht. Dieser erlebte Hass bezieht sich am häufigsten auf politische Ansichten, das Aussehen oder die körperliche und psychische Gesundheit. Die Befragten sorgen sich darum, dass durch Hass im Netz auch Gewalt im Alltag zunimmt. Ein Netz aus rechten Medien, AkteurInnen und Initiativen schürt gezielt Hass im Netz. Besonders die JournalistInnen, die sich mit den Themen Gendern, Identitätspolitik, Rassismus oder rechte Politik beschäftigen, werden vermehrt zu der Zielschiebe von Hass im Netz. Exponierte Personen werden öfter Ziel von Hetzkampagnen, die Angriffe auf eine renommierte Journalistin haben ein neues Ausmaß angenommen. Das rechtspopulistische Portal „Nius“ in Deutschland, aber auch der „exxpress“ in Österreich waren federführend, Alexandra Föderl-Schmid als vermeintliche Plagiateurin zu verunglimpfen. Der tragische Fall hat für große öffentliche Aufmerksamkeit, in Folge auch für einen Flower Rain gesorgt.

 

Milliarden Menschen nutzen täglich soziale Medien, viele von diesen diskutieren online über politische Themen. Abwertende und entwürdigende Online-Kommentare oder Handlungen können jeden Menschen betreffen, die auf Portalen oder Foren aktiv sind, diese betreffen jedoch nicht jeden Menschen gleich. Radikalisierung, Hassreden und insbesondere Anfeindungen gegenüber politisch aktiven Frauen sind zu alarmierenden Negativmerkmalen von Online-Diskussionen geworden. Neben PolitikerInnen, AktivistInnen richtet sich der Hass im Netz besonders gegen diskriminierte Gruppen wie etwa geflüchtete oder queere Menschen. Wer in sozialen Netzwerken wie etwa Facebook, Instagram, X vormals Twitter oder Tiktok in die Kommentarspalten klickt, selbst kommentiert oder Privatnachrichten von Fremden liest, kennt das Phänomen Hass im Netz. Die Formen sind vielfältig, mit Beleidigungen, Drohungen oder Nacktbildern werden insbesondere Frauen, queere Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund angegriffen. Ein massiver Anstieg an Hetze im Netz ist seit der Krise durch das Virus SARS-CoV-2 und die Erkrankung COVID-19 zu sehen. Die Verbreitung von Hass und das Verdrängen von vielfältigen, progressiven Stimmen ist in Hinblick auf viele Wahlkämpfe im Jahr 2024 gefährlich, es geht auch um eine Instabilisierung der Demokratie.

Aus organisatorischen Gründen wird höflich um Anmeldung(en) per Mail unter doebling@bsa.at gebeten.