In weiten Teilen Europas und in Amerika verzeichnen rechte Bewegungen und Parteien einen beachtlichen Zulauf, in fast allen europäischen Ländern sind rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch, in manchen regieren diese bereits. Auf die Europäischen Union können RechtspopulistInnen und Rechtsextremen schleichend einen größeren Einfluss erlangen, falls andere PolitikerInnen die rechten Inhalte übernehmen. Der gemeinsame Feind ist die Europäische Union, nur die RechtspopulistInnen sehen sich als GegenspielerInnen des Brüsseler Establishments und lehnen auch zentrale Werte des europäischen Projekts wie etwa Offenheit, Pluralismus und Minderheitenschutz ab, es geht dieser Internationale des Rechtspopulismus um nicht weniger als eine Ablösung des Gesellschaftsmodells. Von den Menschen, welche die Vergangenheit fürchteten, wurde die Europäische Union gegründet, aber die EuropäerInnen fürchten derzeit die Zukunft. Durch die ökonomischen Folgen der Globalisierung wurde die Menschen in GewinnerInnen und VerliererInnen mit jeweils typischen Interessenlagen gespalten, die Internationalisierung vieler Entscheidungsprozesse bewirkte eine immer stärkere Entfremdung zwischen den politischen Parteien, Institutionen und Teilen der Wählerschaft, der neoliberale Umbau Europas führt zum Rechtsruck.
Der unter Umständen nur vorübergehende Erfolg des modernen Rechtsextremismus und der Internationale des Rechtspopulismus bedeutet einen Bruch, da diese einige der zentralen Werte wie etwa Pluralismus, Universalismus, den Vorrang der Rechte des Individuums, die Gleichheit der Menschen als Grundlage des Rechtsstaates und die Delegierung der Volkssouveränität durch das Mittel des allgemeinen Wahlrechts ablehnen, welche das Fundament der repräsentativen Demokratie ausmachen. Rechtsextreme und rechtspopulistische Wahlerfolge signalisieren auch Repräsentations- und Integrationsdefizite bei den etablierten Parteien, wobei auffällig ist, dass rechtsextreme Parteien dort gedeihen, wo sich alle oder einzelne Volksparteien in einer tiefen Krise befinden, durch Klientelpolitik und Skandale heftig erschüttert werden. Obwohl viele rechtspopulistische Bewegungen und PolitikerInnen in den letzten Jahren „entzaubert“ wurden, erhalten rechtspopulistische Parteien bei regionalen und nationalen Wahlen nach wie vor um zwanzig Prozent der Stimmen oder mehr. Rechtspopulistische oder rechtsextreme Parteien sind auch ein Produkt gesellschaftlicher Modernisierungskrisen, die in Zeiten beschleunigten sozialen Wandels auftreten und zu einer wachsenden Spaltung der Gesellschaft in GewinnerInnen und VerliererInnen führen.