Chats, Macht und Korruption, eine Spurensuche - Im Gespräch mit Florian Scheuba, Fritz Hausjell, Heiner Hastedt und Ursula Bittner

„Wenn das in die Hose geht, sind wir hin“, hunderttausende Chat-Nachrichten auf einem Mobiltelefon aus dem nächsten Umfeld des mittlerweile zurückgetretenen Bundeskanzlers und ÖVP-Bundesparteiobmannes Sebastian Kurz erschütterten im Herbst 2021 die Republik Österreich. Diese lösten ein politisches Erdbeben aus, das noch stärker nachwirkt als das berücksichtigte Ibiza-Video. Gekaufte Medien, perfide Intrigen, schamloser Postenschacher und Korruption verschiedener Ausprägung treten darin zutage. Es ist ein Lügengebäude, das seinen zuvor stets auf Message Control beachten Erbauern um die Ohren fliegt. Gefunden wurde bei der Spurensuche ein von Nebengranaten verdunkeltes Trümmerfeld, das manche Überraschungen aus dem Innenleben der türkisen Parteienfamilie bereithält. Eine der mit Steuergeld finanzierten Studien hatte „Betrugsbekämpfung“ zum Thema, was von vielen als Höhepunkt an Chuzpe empfunden wurde, als würde man eine Kiste geschmuggelter Waffen mit „medizinische Gerätschaft“ beschriften. Vielleicht ermöglicht die Offenlegung bislang noch unauffindbarer oder unter Verschluss gehaltener Studien weitere neue Interpretationen skandalisierter Vorgänge. Notwendige Reformen, um mit Korruption, Machtmissbrauch und Postenschacher aufzuräumen, dürfen nicht länger aufgeschoben werden.