Der begrenzte Planet und die unbegrenzte Wirtschaft - Im Gespräch mit Heiner Flassbeck, Barbara Frischmuth, Franz Nauschnigg und Joel Tölgyes

Wie lassen sich Ökologie und Ökonomie miteinander versöhnen?
Europa und Internationales • Umwelt und Infrastruktur • Wirtschaft und Arbeit
Wien
BSA Döbling
BSA Penzing
BSA Rudolfsheim-Fünfhaus
Vereinigung sozialdemokratischer Angehöriger in Gesundheits- und Sozialberufen
Vereinigung Sozialdemokratischer Universitäts- und FachhochschullehrerInnen
Mittwoch,
10
.3.
2021
18.00 Uhr

Zoom App

-, Download unter https://zoom.us/

Teilnahmelink: https://us02web.zoom.us/j/87677198848

 

Prof. Dr. Heiner Flassbeck (Wirtschaftsforscher, Autor "Die begrenzte Welt und die unbegrenzte Wirtschaft", Honorarprofessor an der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik, Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen der Bundesrepublik Deutschland a.D. mit den Schwerpunkten Internationale Finanz- und Währungsfragen und Europapolitik sowie früherer Chefvolkswirt bei der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung UNCTAD in Genf)

Barbara Frischmuth (Schriftstellerin und Übersetzerin, Autorin "Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen" sowie Botschafterin für den Klimaschutz)

Mag. Franz Nauschnigg (Ökonom, Generalsekretär der Europäischen Liga für Wirtschaftliche Zusammenarbeit ELEC, früherer wirtschaftlicher Berater im Kabinett der Bundesminister für Finanzen sowie ehemaliger Leiter der Abteilung Internationales, EU, IWF bei der Österreichischen Nationalbank)

Univ.-Prof.in Dr.in Sigrid Stagl (Ökonomin, Gründerin und frühere Leiterin des Instituts für Ökologische Ökonomie, Mitbegründerin des Forschungsinstituts Economics of Inequality und Vorständin des Departments für Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien sowie ehemalige Präsidentin der European Society for Ecological Economics ESEE) angefragt

Joel Tölgyes, M.Sc. (Economist beim Momentum Institut, einem Think Tank der Vielen, mit dem Schwerpunkt Steuer- und Budgetpolitik und Analyse von Mikrodaten wie etwa der Verteilungswirkung von CO2-Steuern im Rahmen des Masterstudiums Public Economics an der Freien Universität Berlin)

 

Mit einer Brutalität ohnegleichen hat sich der Mensch die Natur untertan gemacht und bekommt derzeit die Folgen heftig zu spüren. Die Erkenntnisse der Wissenschaft sind klar und nicht zu widerlegen, dass auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen unbegrenztes Wachstum mit fortdauerndem Ressourcenverbrauch nicht machbar ist. Die Erde ist in einem schlechten Zustand, drei Erden brauche man laut kritischen Stimmen, sofern die Menschheit noch hundert Jahre wie bisher weitermache. Da es diese offensichtlich nicht gebe, müsse man sofort umkehren, sonst seien die Schäden, die der Mensch dem Planeten zufüge, nicht wiedergutzumachen. Die ökologische Frage hat nicht nur mit der Wahrnehmung der Naturwissenschaften tun, vielmehr ist alles, was nach der Erkenntnis kommt, dass es nicht wie bisher weitergehen kann, dem Bereich Wirtschaft zuzuordnen. Ökologie muss ein unauflöslicher Teil der Wirtschaft werden und mit einem festen Platz in der Werte- und Konsumordnung der Menschen verankert werden, in der sich bisher ganz überwiegend die Nachfrage nach Wirtschaftsgütern aneinanderreiht. Diese Verankerung ist möglich, aber erfordert eine kompetente globale Staatengemeinschaft, die einerseits in der Lage ist, die wirtschaftlichen Folgen des ökologischen Umbaus der Wirtschaft abzufedern, andererseits eine generelle Wirtschafts- und Verteilungspolitik zu verfolgen, mit der bei demokratischen Wahlen in den Nationalstaaten Mehrheiten gewonnen werden können. Von der Erfüllung dieser Voraussetzungen ist die internationale Staatengemeinschaft heute leider unendlich weit entfernt. Das liegt allerdings nicht einmal in erster Linie daran, dass es keine funktionsfähige internationale Staatengemeinschaft gibt, sondern daran, dass es weder auf der Weltebene noch in den Nationalstaaten eine tragfähige wirtschaftspolitische Konzeption gibt.

 

Wie kann man die Wende schaffen, um Ökologie und Ökonomie zu versöhnen? Wie könnte es gelingen, sofern die Menschen in der Lage wären, einige Vorurteile über Bord zu werfen? Wie kann man zu begreifen beginnen, wie eine gemischte Wirtschaft aus staatlichen und privaten AkteurInnen funktioniert? Wie könnte man das tun, was aus ökologischen Gründen notwendig und möglich wäre? Ist eine wachsende und nach Wohlstand gierende Menschen in der Lage, sich auf einem begrenzten Planeten dementsprechend einzurichten, dass auch die den Menschen umgebende und für sein eigenes Überleben unabdingbare Natur eine Chance hat? Ist es in jedem Fall notwendig, die Menschen auf einen naturverträglichen Pfad zu führen? Wie ist dies mit demokratischen Prozessen und einer Wirtschaft, die der großen Mehrheit der Menschen bei einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung auch die Chance gibt, ihre persönlichen Lebensumstände zu verbessern, in Übereinstimmung zu bringen? Wird es keine Mehrheiten, falls dies nicht gelingt, für diese massive Veränderung der Lebensumstände geben? Wird die Klimapolitik in Europa und weltweit nur zusammen mit sozialer Umverteilung für die Ärmeren mehrheitsfähig? Reichen die Anstrengungen einzelner Länder nicht aus, um die Erderwärmung aufzuhalten? Braucht es eine globale Lösung? Erfordert es eine kompetente Staatengemeinschaft, die im Interesse der Mehrheit handelt? Worin liegt das Haupthindernis für die mangelnde Bereitschaft der Politik, die ökologische Herausforderung anzunehmen? Ist diese globale Staatengemeinschaft nicht in der Lage, sich auf ein kohärentes und empirisch abgesichertes Wirtschaftsmodell zu einigen? Wie kann die Staatengemeinschaft die wirtschaftlichen Folgen eines ökologischen Umbaus abfedern und den Menschen Zukunftsängste, wie etwa der Verlust des Arbeitsplatzes, nehmen?

Aus organisatorischen Gründen wird höflich um Anmeldung(en) per Mail unter doebling@bsa.at gebeten.