Digitaler Humanismus: Im Gespräch mit Helga Nowotny, Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld, Hannes Werthner

Welcher Ethik bedarf es für das digitale Zeitalter und wie sieht eine Utopie für die digitale Gesellschaft aus?
Bildung, Kultur und Medien • Europa und Internationales • Wirtschaft und Arbeit
Wien
BSA Döbling
BSA Penzing
BSA Rudolfsheim-Fünfhaus
BSA Simmering
Bundesfachgruppe Medienberufe im BSA
Vereinigung sozialdemokratischer Angehöriger in Gesundheits- und Sozialberufen
Vereinigung Sozialdemokratischer Universitäts- und FachhochschullehrerInnen
Mittwoch,
17
.2.
2021
18.00 Uhr

Zoom App

-, Download unter https://zoom.us/

 

Univ.-Prof.in Dr.in  Helga Nowotny, PhD (Soziologin mit dem Schwerpunkt Wissenschaftsforschung, emeritierte Professorin der ETH Zürich, Gründungsmitglied und frühere Präsidentin des Europäischen Forschungsrates ERC, Mitinitiatorin des Wiener Manifest für Digitalen Humanismus)

Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin (Philosoph, Co-Autor "Digitaler Humanismus - Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz", emeritierter Professor für Philosophie und politischer Theorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit Schwerpunkten Rationalitätstheorie, Ethik, Politische Philosophie, Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, Kulturstaatsminister der Bundesrepublik Deutschland a.D.)

Dr.in  Nathalie Weidenfeld (Kulturwissenschaftlerin, Co-Autorin "Digitaler Humanismus - Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz")

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hannes Werthner (Informatiker, Mitinitiator des Wiener Manifest für Digitalen Humanismus, emeritierter Professor für E-Commerce mit Schwerpunkten E-Commerce, Recommender Systems, Web Science und E-Tourism sowie ehemaliger Dekan der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität Wien)

ACHTUNG: CALL FOR PAPER

Für jene, die zum Thema schriftlich etwas beitragen wollen, weißen wir darauf hin, dass es seitens der MEDIENIMPULSE ein Call zum Thema >Digitaler Humanismus< läuft.

Alessandro Barberi (alessandro.barberi@medienimpulse.at) würde sich über den einen oder anderen Artikel von Euch sicher freuen. Hier der Link zu besagtem Call: 

https://journals.univie.ac.at/index.php/mp/announcement/view/45

 

Die Digitalisierung eröffnet als fundamentaler Veränderungsprozess neue Chancen und Möglichkeiten, wie etwa neue Geschäftsmodelle und optimierte Prozesse, neue Berufsfelder oder gesellschaftliche Teilhabe, hat in vielerlei Hinsichten erhebliche Vorteile gebracht und auch individuelle Freiheiten befördert. Gleichsam ist die Gesellschaft dadurch verstärkt mit problematischen Entwicklungen konfrontiert, die sich vielfach beschleunigen und die negative Sogwirkung entwickeln. Die Digitalisierung hat ökonomische, aber auch kulturelle und ethische Wirkungen, ob Industrie 4.0, autonomer Individualverkehr und Pflege-Roboter, Big-Data-Ökonomie und Clever-Bots, softwaregesteuerte Kundenkorrespondenz und Social Media. Je mehr die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen, desto lauter wird der Ruf nach digitaler Aufklärung. Das „digitale Paradies“ oder die „Algorithmen-Apokalypse“ gelten als die diametral entgegengesetzten Vorstellungen, die mit einer umfassenden Digitalisierung verbunden werden. Um digitale Lösungen zu entwickeln und umzusetzen, die auf eine nachhaltige und inklusive Weise jedem Menschen nutzen, scheint ein Rückgriff auf die Ideale des Humanismus geboten, für eine solche prosperierende Entwicklung müssen Geistes- und Sozialwissenschaften, Philosophie, Kunst und Kultur einbezogen werden.

 

Bekommt mit dem Fortschreiten der Informationsrevolution auch der Begriff Humanismus eine neue Bedeutung? Wird es einen robusten humanistischen Unterbau für die komplexen Digitalisierungsstrukturen der Zukunft brauchen? Wie kann man neue Ansätze eröffnen, um alternative Entwicklungen der Digitalisierung im Sinne der Aufklärung und des Humanismus voranzutreiben? Müssen humanistische Werte gegen technologische Entwicklungen verteidigt werden? Wie können digitale Technologien als Mittel der Stärke und Verbreitung gesellschaftlicher Werte und Visionen dienen? Wer müsste optimiert werden, der Mensch oder die Maschine? Was ist der Maßstab, an dem sich beide orientieren oder braucht es einen völlig neuen? Ist jeder technische Fortschritt begrüßenswert? Besteht das Leben nicht aus der Abfolge vorausberechneter Schritte? Wäre die Welt ohne Digitalisierung keine bessere? Ist die Gesellschaft gefordert, digitale Technologien in konstruktiver Weise zu nutzen und alternative Lösungswege für negative Aspekte zu finden? Wie kann man zum Beispiel der beschleunigten Monopolisierung von Diensten und Daten, der umfassenden Transparenz der Menschen, nicht nur der NutzerInnen, bei gleichzeitiger Intransparenz der Unternehmen, der Befeuerung gesellschaftlicher Polarisierung in Social Media über Filterblasen, der Verbreitung von Fake News und Hetze, der Begehrlichkeiten von Regierenden und Staaten, Menschen verstärkt zu überwachen, oder der scheinbaren Objektivierung von Entscheidungen durch bloße Delegation an Algorithmen begegnen? Wie ist eine Verlagerung von computer-literate people zu people-literate technology möglich? Wie können unter der Devise des Digitalen Humanismus Menschen wieder ins Zentrum technologischer Entwicklungen gestellt und zum Maßstab im digitalen Zeitalter gemacht werden? In welcher digitalen Welt wollen Menschen leben? Welches Gewicht möchte eine Gesellschaft den Robotern einräumen? Können Laien die Digitalisierung beeinflussen? Was ist das Ziel des Digitalen Humanismus, dass Maschinen den Menschen dienen müssen, nicht umgekehrt? Was könnten die Grundlagen für einen Digitalen Humanismus sein, für den die Unterscheidung zwischen dem menschlichen Denken, Empfinden und Handeln einerseits sowie den softwaregesteuerten, algorithmischen Prozessen andererseits zentral ist? Ist ein Brückenschlag zwischen Philosophie und Science-Fiction möglich? Was sind die Alternativen zur Silicon-Valley-Ideologie, für die künstliche Intelligenz zum Religionsersatz zu werden droht? Besteht das Leben nicht aus der Abfolge vorausberechneter Schritte? Sind die Menschen viel mehr als das?

Aus organisatorischen Gründen wird höflich um Anmeldung(en) per Mail unter doebling@bsa.at gebeten.