Seit Ende des 2. Weltkrieges gab es noch nie so viele Flüchtlinge, die Menschen kommen aus Ländern wie Syrien, wo seit 4 Jahren ein Bürgerkrieg mit unübersichtlich gewordenen Fronten herrscht. In den letzten Monaten wurden in etwa 450.000 Menschen auf der Flucht durch Österreich gebracht, bis zum Jahresende 2015 waren 95.000 Flüchtlinge in Österreich und wollen auch bleiben. Die Europäische Union, die als größtes Friedensprojekt in der Geschichte gilt, hat in vergleichsweise kurzer Zeit viele der ehemals kommunistischen Staaten erfolgreich integriert und kämpft heute mit der Verteilungsfrage der Flüchtlinge in Europa aufgrund unterschiedlicher Interessen der einzelnen Mitgliedsstaaten. Auch Institutionen in Österreich, von der Bundesregierung über die Länder bis zu den Gemeinden, wirken angesichts eines fast unablässigen Gezänks sowie gegenseitigen Schuldzuweisungen gestaltungs- und entscheidungsschwach und führen Debatten, die der Sache nicht gerecht werden. Ohne die Zivilgesellschaft wäre die Situation in Österreich bisher nicht so gut bewältigt worden, es bedarf auch in Zukunft des Einsatzes von HelferInnen.
Österreich und Europa kämpfen mit den globalen Herausforderungen und Krisen des 21. Jahrhunderts, wobei die universell anerkannten Menschenrechte einen Weg aus diesen Krisen weisen könnten, zumal der Westen nach dem Ende des Kalten Krieges eine Chance verpasst hatte, die Globalisierung in Richtung einer Verwirklichung universeller Menschenrechte zu lenken. Syrien ist ein Beispiel zerfallender Staaten in der arabischen Welt, die derzeit von Bürgerkriegen und schweren Menschenrechtsverletzten geprägt sind. Krieg, Terrorismus, Diktaturen, Armut und Katastrophen sind wesentliche, aber nicht die einzigen Gründe, die Menschen in die Flucht treiben. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus hat sich die Lage der Menschenrechte in den ehemaligen kommunistischen Staaten entscheidend verbessert, durch den "Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus" wurde allerdings auch ein Sicherheitsvakuum geschaffen, das nationalistische Politiker missbrauchten und zu ethnisch, national oder religiös motivierten Konflikten führten, die in Bosnien und Herzegowina in den ersten Völkermord nach dem Holocaust mündeten.
Christian Konrad wird uns aus der Praxis über seine Arbeit als Flüchtlingskoordinator erzählen, wie Probleme benannt und ein Bewusstseinswandel herbeigeführt werden, um die Rahmenbedingungen zu ändern und Lösungen zu finden. Manfred Nowak wird über globale Herausforderungen und über die Menschenrechte als Antwort auf die wachsende Ungleichheit berichten. Hilde Dalik wird über die Situation junger, unbegleiteter Flüchtlinge, praktisches soziales Engagement und ihre Theaterarbeit im Rahmen ihres Vereins "Chong" mit Jugendlichen mit Fluchterfahrung erzählen. Wir möchten mit unseren Gästen verschiedene Fragestellungen diskutieren: Wie kann es gelingen, die Debatte über eine Thema, das uns noch lange beschäftigen wird, zu versachlichen? Wie können Quartiere organisiert und geschaffen werden? Wie kann eine adäquate medizinische Versorgung sichergestellt werden? Trägt die Bürokratie in Notsituationen zu einem gewissen Stillstand bei? Wie können Menschen aus Syrien, die derzeit den Hauptanteil aller Flüchtlinge ausmachen, integriert werden? Wobei handelt es sich um das größte gesellschaftspolitische Problem? Wie kann der Andrang der Flüchtlinge an den Grenzen vernünftig organisiert werden? Wie können die Bemühungen um eine Migrations- und Flüchtlingspolitik in einem "gemeinsamen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts" intensiviert werden? Wie kann ein wirklich gemeinsames Asyl- und Migrationssystem mit einheitlichen EU-Behörden und Verfahren geschaffen werden? Warum wirkt die Politik bei dem Thema entscheidungsschwach? Wie können die entsprechenden politischen Strukturen geschaffen werden, damit den universellen Menschenrechten zum Durchbruch verholfen werden kann? Inwieweit bieten die Menschenrechte kluge Lösungsansätze und mögliche Handlunganleitungen für die Politik sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene?