Wir suchten unser Europa und fanden keine Insel

Katharina Stemberger und Fabian Eder über eine Reise, wie die EU mit den ungelösten Fragen von Asyl und Zuwanderung umgeht
Bildung, Kultur und Medien
Europa und Internationales
Innen- und Kommunalpolitik
Dienstag,
3
.2.
2015
 
Wien
BSA Döbling

Am 3.2.2015 durfte der BSA-Döbling in guter und bewährter Zusammenarbeit mit der Döblinger Bildung und der Döblinger Europasektion Schauspielerin Katharina Stemberger und Regisseur Fabian Eder, die den Dokumentarfilm "Keine Insel - Lampedusa - No Man Is An Island" produzierten, begrüßen. Zunächst gingen die beiden Gäste im von Stefan Schennach moderierten Gespräch auf den Film und die Erfahrungen, Reaktionen vor Ort ein, wobei Katharina Stemberger erläuterte, in welcher Form sie und ihr Mann die vielschichtige Problematik zeigen wollten, abseits des üblichen Journalismus und der üblichen Reportagen. Sie betonte, dass Menschen, die einen langen Weg hinter sich haben und etwas vom Leben wollen, hochmotiviert sind. Fabian Eder verdeutlichtete gleich zu Beginn, warum Menschen überhaupt flüchten, weil sie in ihrem Herkunftsland nicht mehr leben können.

Wir suchten unsere Grenzen und fanden Klippen. Wir suchten unsere Antworten und fanden Fragen. Wir suchten unsere Gemeinschaft und fanden Kälte. Wir suchten unseren Frieden und fanden Sturm. Wir suchten unser Europa und fanden keine Insel.

Einigkeit besteht auch darin, dass das Beste ist, was man bei so einer sensiblen Thematik bringen kann, Fakten sind. Der Regisseur rief nur wenige Tage nach dem 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Ausschwitz die Menschenrechtsdeklaration und die Genfer Flüchtlingskonvention, die beide erst aus der Asche von Ausschwitz entstanden und von allen unterschrieben wurden, in Erinnerung. Er sprach noch die aus seiner Sicht die zentralen Fragenstellungen und Problemfelder an, die es in Europa zu beantworten gilt.

Die Flüchtlinge haben das Problem, nicht wir. Warum flüchten die Menschen? Wie sieht die Reise aus und warum sieht sie aus, wie sie aussieht? Was machen wir mit ihnen, wenn sie hier sind?

In weiterer Folge wurde die europäische Flüchtlingspolitik näher betrachtet, in diesem Zusammenhang verwies der Moderator darauf, dass Schweden zwar am weitesten vom Mittelmeer entfernt ist, jedoch prozentuell die meisten Mittelmeerflüchtlinge aufnahm. Die Schauspielerin berichtete über persönliche Eindrücke, dass dort eine Art Gesetz des Meeres herrscht, wer auf dem Meer in Not gerät, gerettet wird.

Je unangenehmer das Thema ist, umso lauter muss man darüber reden, wenn es einem ein Anliegen ist.

Gegen Ende des Gespräches wurden die Gedanken und Ideen auf Europa gerichtet, zumal Europa die einzige Chance sei. Sowohl Stefan Zweig in Hinblick auf den Gedanken der europäischen Einigung als auch Peter Turrini, wonach in den Humanismus zu investieren ist, wurden von Stefan Schennach respektive von Georg Dimitz, dem Vorsitzenden der Fachgruppe im BSA zitiert. Außerdem erfuhren die zahlreichen TeilnehmerInnen, die einerseits Katharina Stemberger und Fabian Eder für ihr Engagement dankten, andererseits viele Fragen und Meinungen in diese sehr offene Diskussion einbrachten, dass die beiden KünstlerInnen eine Geschichte über europäische Identitäten gerne erzählen wollen. Die beiden ProduzentInnen warnten in ihren Antworten davor, dass das europäische Projekt nicht sehr geliebt wird.

Wann fangen Sie an, jemanden zu lieben? Wenn Sie etwas von jemandem erfahren.

Diese gute Diskussion wurde mit einem Appell beendet, den europäischen Gedanken mit all unseren Kräften zu unterstützen. Im Anschluss an dieses Gespräch mit Katharina Stemberger und Fabian Eder bestand noch die Möglichkeit, diese Gedanken in einem informellen Rahmen noch ein wenig zu vertiefen.

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