No more Bullshit in besserer Gesellschaft

Bildung, Kultur und Medien
Frauen und Gender
Innen- und Kommunalpolitik
Mittwoch,
7
.11.
2018
 
Wien
BSA Döbling
BSA Donaustadt
BSA Frauen
BSA Rudolfsheim-Fünfhaus
Gesellschaft für Geistes- und Sozialwissenschaften
Vereinigung Sozialdemokratischer Universitäts- und FachhochschullehrerInnen

Über 100 Jahre Frauenwahlrecht, den selbstgerechten Blick auf die Anderen, eine Safari durch die männliche Psyche und Stammtischweisheiten diskutierten Gerhard Haderer, Karikaturist und Gründer der Schule des Ungehorsams, Angelika Hager, Profil-Ressortleiterin Gesellschaft und Autorin von „Kerls!“, Martina Schöggl, Obfrau des Frauennetzwerkes Sorority und Mitherausgeberin von „No More Bullshit“, sowie Laura Wiesböck, Soziologin und Autorin von „In besserer Gesellschaft“.

Vertieft wurden viele Fragen wie sich eine gleichberechtige Zukunft gemeinsam erreichen lässt, ob Menschen bestrebt sind, sich gegenüber anderen Menschen, Bevölkerungsgruppen, Denkmustern, Verhaltensweisen abzugrenzen und diese Mechanismen, ob Frau oder Mann, jung oder alt, stark oder schwach, arm oder reich, ungeachtet der sozialen Stellung, Religion oder Nationen immer dieselben sind, weniger Privilegierte auf ihren ehrlichen Status als „Hackler“ pochen und gegen die „Schnösel da oben“ wettern, das Bildungsbürgertum beim Bestellen des Bio-Kisterls den Kopf über die Wählerinnen und Wähler rechtspopulistischer Parteien schüttelt, wie Konsumverhalten zum Statussymbol, der Beruf zur Identität und politische Andersartigkeit zum Feindbild wird, wie hartnäckige Vorurteile rund um den Feminismus und die Geschlechterrollen hinterfragt und widerlegt werden können, warum es ein Gewinn sein kann, Einspruch zu erheben und aufzuklären, wie man beim Widerlegen von Floskeln mithilfe von Wissenschaft, Statistiken und Humor weder die Nerven noch das eigene Gesicht verliert, wie man Zivilcourage lernt, sozialen Mut trainiert und das öffentliche Eintreten für Werte wie Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität fördert, um Gleichstellung, Selbstbestimmung, soziale Sicherheit, wirtschaftliche und politische Teilhabe für Frauen und Männer zu erreichen. Die weltweite #MeToo-Debatte hat den tiefen Fall prominenter Männer ausgelöst. Das Image des Mannes wirkt lädiert und die Definition von Männlichkeit scheint neu gestaltet werden zu müssen.

 

Angelika Hager erzählte von ihren Gesprächen mit Männerforscher, häuslichen Gewalttätern, Psychiatern, Bobo-Vätern, prekären Rechts-Wählern, Narzissmus-Forschern und Arbeitslosen, dabei zeichnete die Journalistin ein vielfältiges, konstruktives, amüsantes Psychogramm eines besonders in den letzten Jahren stark in Verruf geratenen Geschlechts.

„Der Pay Gap ist ein Mythos!“ oder „Qualität vor Quote“, diese Sätze, Stammtischweisheiten, Weiblichkeitsmythen und tradierte Vorurteile hinterfragte Martina Schöggl. Die Sorority, eine unabhängige Plattform zur branchenübergreifenden, feministischen Vernetzung und beruflichen Förderung von Frauen in Österreich, hat es sich zur Aufgabe gemacht, altbekannte Killerphrasen gemeinsam Fakten entgegenzusetzen, den Blick für Stehsätze zu schulen und schlagkräftige Argumente für die nächste Stammtischrunde zu liefern.

 

Der Schlachtruf der aufgeklärten Gesellschaft „Aber wir sind doch alle gleich!“ ist zugleich ihr größter Stolperstein, Laura Wiesböck verdeutlichte, warum kaum eine Annahme fragil wie diese ist, ging der Sehnsucht nach Überlegenheit mit Verve, Witz und Wissen auf den Grund und förderte dabei auch unangenehme Wahrheiten zutage. Das Frauenvolksbegehren 2.0, welches wie etwa das Don’t Smoke-Volksbegehren auch vom BSA unterstützt wurde, setzt sich für echte Veränderung und Chancengleichheit ein.

Zu den bekannten UnterstützerInnen zählt auch Gerhard Haderer, der sich als Humanist für die Beseitigung einer weiteren Unerträglichkeit, die alle ernsthaft beschränkt muss, der sozialen und beruflichen Benachteiligung der Frauen in unserer Gesellschaft, engagiert. Neben den Themen, die die kabarettreife Politik immer wieder für Karikaturisten, die komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge humorvoll komprimieren und einem breiten Publikum zugänglich machen, anbietet, geht es für ihn darum, ein Bewusstsein für aktuelle Themen zu schaffen und eine öffentliche Debatte auszulösen. „Widerstand, der nur Lärm produziert, ist zu wenig. Lärm zu Musik zu machen, erfordert Kultur, das erfordert eine Schule. Und die Schule des Ungehorsams, meine ich, soll genau das leisten. Wenn man schon eine Unzufriedenheit ausdrücken will, dann sollte man dafür eine entsprechende Sprache finden, um sich so zu formulieren, dass andere Menschen das auch verstehen und mitdenken können.“ Dementsprechend hat die von ihm gegründete Schule des Ungehorsams, die Ungehorsam nicht lehrt, sondern kultiviert, keinen Lehrplan, keine Leistungsgruppen, keine Sitzordnung und keinen Schuldirektor, aber eine Schulordnung und ihn selbst als unverzichtbaren Schulwart, um den Apparat in Gang zu setzen und am Laufen zu halten.

Gerhard Haderer warnte, vor ärgerlichen Sachverhalten nicht zu kapitulieren und plädierte dafür, Gleichgesinnte zu vernetzen, Ideen und Impulse zusammenzubringen und ermutigte, eigene, mündige Gedanken zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen und vorherrschenden Meinungen zuzulassen, in weiterer Folge auch öffentliche Diskussionen anzuregen.

 

 

 

 

  Videomitschnitt No more bullshit

Veranstaltungsankündigung