60 Jahre Europäische Union

Bildung, Kultur und Medien
Europa und Internationales
Wirtschaft und Arbeit
Dienstag,
25
.4.
2017
 
Wien
BSA Döbling
BSA EU-Gruppe
Bundesfachgruppe Medienberufe im BSA

Anlässlich 60 Jahre Europäische Union durften wir Schriftstellerin Julya Rabinowich, Wirtschaftsforscher Karl Aiginger, ehemaliger Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO und Obmann der Querdenkerplattform Wien – Europa, EU-Jugendbotschafter Ali Mahlodji, Politologe Anton Pelinka, Professor für Politikwissenschaft und Nationalismusstudien an der CEU Budapest, sowie Publizist Armin Thurnher, Herausgeber der Wiener Wochenzeitung Falter, zu einem Gesprächsabend über die Bedeutung der neuen Entwicklungen für Europa, der Umgang der EU mit denselben und ein neues europäisches Narrativ begrüßen. Vor 60 Jahren schlossen sich mit den Römischen Verträgen, welche am 25. März 1957 in Rom unterzeichnet wurden, sechs Gründungsstaaten zum Europäischen Gemeinschaft zusammen, aus der die Europäische Union hervorging. Der Grundstein für Europa in seiner heutigen Form bildete nur den Auftakt zur längsten Friedensperiode in der europäischen Geschichte und bedeuten 60 Jahre Wohlstand für den überwiegenden Teil der Bevölkerung.

Das Jahr 2017 hat für den Fortbestand der Europäischen Union eine besondere Bedeutung, die gegenwärtig 28 Mitgliedsstaaten stehen vor großen Herausforderungen, auch der Zusammenhalt der europäischen Staaten lässt nach und Gründungsstaat Großbritannien will die EU verlassen. Brexit-Verhandlungen, hohe Jugendarbeitslosigkeit, der Umgang mit der sozialen Situation in südeuropäischen Ländern, die Europa spaltende Flüchtlingsfrage und eine europafeindliche Einstellung auch unter osteuropäischen Mitgliedsstaaten reichen nicht schon für sich alleine, der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen und das gespaltene Verhältnis zu Russland haben zur Problemverschärfung beigetragen. Das europäische Integrationsprojekt galt lange als Erfolgsmodell, auch die Strahlkraft der europäischen Idee scheint nachgelassen zu haben. Mit Europa verbinden sich Hoffnungen, die EU bietet eine Chance, ein Mehr an Grundwerten und Grundrechten für mehr Menschen zu entwickeln. Mit Europa verbinden sich allerdings auch Ängste, eine starke Europäische Union wird nicht von allein zu einem sozialen Europa. Wir befinden uns zwischen den beiden Wahlgängen um die Präsidentschaft in Frankreich vor der Stichwahl zwischen dem proeuropäischen, sozialliberalen Kandidaten Emmanuel Macron und der extrem rechten EU-Gegnerin, dennoch Abgeordneten zum Europäischen Parlament Marine Le Pen sowie vor Parlamentswahlen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

AutokratInnen und NationalistInnen verdrängen DemokratInnen, sorgen für einen massiven Vormarsch in einigen Ländern Europas und gewinnen bei Wahlen, in dem sie Abschottung statt Kooperation fordern, einfache Antworten auf die komplexen Fragen dieser Zeit liefern. Es besteht die Gefahr, dass bei einem weiteren Rechtsruck die europaweit wachsenden, nicht zu unterschätzenden rechten Parteien mehr Länder auf einen nationalkonservativen, europafeindlichen Kurs drehen, wie es autoritäre Regierungen in Polen und Ungarn bereits vorführen, eine schwächelnde Europäische Union in die Bedeutungslosigkeit treiben. Der europapolitische Diskurs zeigte wieder, dass die europäische Idee bewegt und machte gute Gründe für eine „europtimistische“ Haltung deutlich.

Bericht: Matthias Vavra

Veranstaltungsankündigung