Die SPÖ auf der Höhe der Zeit wäre ein Gewinn für das politische System und würde im besten Fall mit Optimismus und Zuversicht die längst überfällige inhaltliche Auseinandersetzung zwischen den Parteien über die besten Ideen für die Zukunft Österreichs beflügeln und in Folge eines interessanten Wahljahres 2024 eine sachorientierte neue Regierungskonstellation bringen. Die SPÖ muss wieder in die Gänge kommen und das eigene Profil schärfen. Die SPÖ bräuchte einige erkennbare Botschaften, ein Mindestmaß an Gemeinschaftsgeist und eine Kernidentität, wofür die SPÖ steht, die jedoch nicht im Getöse erratischer Ideen und im Geplapper untergehen darf. Sehr viele gute Nachrichten gibt es augenblicklich nicht für die SPÖ, wenigstens hat die Sozialdemokratie die Chance, die Weichen richtig zu stellen. Das erfordert den Mut der AkteurInnen, wobei es sich um keine neue Strategie handelt, die aus einem Handbuch für politisches Management in der offenen Gesellschaft stammen könnte. Ein progressives Reformprogramm wird nicht von Parteisekretariaten geschrieben, sondern entsteht im intellektuellen Austausch, wozu es die Öffnung zu Wissenschaft, Forschung, Kultur und Zivilgesellschaft, einen Diskurs mit den besten Köpfen braucht, um eine Punktation klar strukturierter Maßnahmen in den wichtigsten Politikfeldern zu formulieren.
Die SPÖ, die diesen Aufgaben gerecht werden möchte, kann nicht mit einer Vogel-Strauß-Politik des Kopf-in-den-Sand-Steckens und des Wartens auf Fehler der politischen MitbewerberInnen die Anwältin der Benachteiligten und der sogenannten ganz normalen Leute sein, die nicht mit goldenen Löffeln im Mund geboren wurden. Die SPÖ muss den Anspruch nicht nur mit einigen exemplarischen Vorschlägen untermauern, sondern auch mit der ganzen verbalen und nonverbalen Kommunikation der Spitze der SPÖ verkörpern. Viele Menschen wissen nicht einmal mehr, wie die hohen Rechnungen beglichen werden sollen, in das tägliche Leben ziehen mehr Stress und Angst ein, während „die Vielen“ bemerken, dass es sich die Reichen und Wohlsituierten, die „Champagnisierer“ und Gutvernetzten richten können. Die FPÖ liegt in den Umfragen voran und auch die ÖVP ist auf Distanz zu halten, das ist eine Herausforderung. Die SPÖ muss nicht in eine Konkurrenz um die rabiateste kantige Opposition mit der FPÖ einsteigen, da vernünftige Menschen diesen Überbietungswettbewerb in Richtung des Dagegenseins immer verlieren werden und es auch das grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit gibt. Die SPÖ hat eine gute Chance, stärkste Kraft zu werden. Falls die SPÖ glaubhaft macht, dass die SPÖ die Dinge gut regeln wird, kann die SPÖ auch gewinnen.