Vorhangverbot im Burgtheater

Bildung, Kultur und Medien
Europa und Internationales
Innen- und Kommunalpolitik
Dienstag,
9
.4.
2019
 
Wien
BSA Döbling

An einer exklusiven Exkursion nahmen viele interessierte BSA-Mitglieder im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung teil, diese Besuchergruppe wurde zunächst von der künstlerischen Generalsekretärin, Claudia Kaufmann-Freßner, welche die künstlerische Direktorin, Karin Bergmann, vertrat, begrüßt.

Die Führung durch das Burgtheater bot nicht nur besondere Einblicke in die Architektur, Kunst und Geschichte eines der größten und ältesten Sprechtheater Europas sowie die Besichtigung der Feststiegen mit den berühmten Deckengemälden unter anderem von Gustav Klimt, der Skulpturensammlungen namhafter Dichter wie etwa Gerhart Hauptmann, Arthur Schnitzler, Ferdinand Raimund oder Johann Nestroy und der Ehrengalerie mit Portraits berühmter Ensemblemitglieder, sondern auch ein Spaziergang durch mehr als 240 Jahre Burgtheater, bei dem Burgschauspieler Robert Reinagl, launig wie brillant, anhand eines Theatertextes von Helmut Emersberger den TeilnehmerInnen sowohl die Theatergeschichte unter einer Einbeziehung politischer, sozialer und ästhetischer Aspekte als auch den Stellenwert, den dieses Haus aufgrund aller Sternstunden, trotz aller Skandale in Österreich genießt, verdeutlichte.

Einerseits schärfte dieser Blick zurück die Perspektive für das Hier und Jetzt, andererseits wurden mit viel Schmäh Geschichten und G’schichterln erzählt sowie verschiedene Fragen beantwortet, was das Burgtheater ist, ein Haus, ein Ensemble, eine Idee und worum es sich etwa beim „Vorhangverbot“ oder auch beim „Wiener Schluss“ handelte. Das Vorhangverbot bezeichnet den Umstand, dass die kaiserlich-königlichen Hofschauspieler keinen Applaus entgegennehmen durften. Dadurch sollte verhindert werden, dass sich die Darsteller trotz ihres hohen Ansehens vor dem gemeinen Volk verbeugen mussten. Dieses ungeschriebene Gesetz, welches fast 200 Jahre eingehalten wurde, wurde erst 1983 durch den damaligen Unterrichtsminister Helmut Zilk aufgehoben. Der Kaiser, in dessen Anwesenheit man niemand anderem applaudieren durfte, war tot, das Verbot bestand noch.

Der Wiener Schluss führte dazu, dass aufgrund eines kaiserlichen Dekrets die Stücke, die im Burgtheater angeführt wurden, keine traurigen Ereignisse behandeln sollten, wodurch etwa Hamlet oder Romeo und Julia, die in der Fassung ein langes glückliches Eheleben führten, geändert und mit einem Happy-End versehen werden mussten. 

Veranstaltungsankündigung