Die Abgehobenen: Im Gespräch mit Barbara Blaha, Michael Hartmann, Rainer Nowak und Christa Zöchling

Wie Populisten vom Hass auf die Eliten profitieren?
Wien
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Montag,
18
.11.
2019
19.00 Uhr

BSA-Generalsekretariat

1010 Wien, Landesgerichtsstraße 16, 3. Stock

Barbara Blaha (Leiterin des Momentum Instituts, ein Think Tank der Vielen)

Michael Hartmann (Soziologe und Autor von "Die Abgehobenen - Wie Eliten die Demokratie gefährden", em. Professor für Soziologie mit den Schwerpunkten Elitesoziologie, Industrie- und Betriebssoziologie sowie Organisationssoziologie an der Technischen Universität Darmstadt)

Rainer Nowak (Herausgeber und Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse)

Christa Zöchling (Journalistin Nachrichtenmagazin Profil)

 

Für Populisten gibt es nur „die Eliten“ und „das Volk“, sie üben pauschale Kritik. Der Begriff Elite ist eher negativ besetzt, per Definition sind es Menschen, die über Macht verfügen und durch Entscheidungen gesellschaftliche Entwicklungen maßgeblich beeinflussen können. Das Verhältnis von Eliten und Demokratie ist zentral für die Entwicklung und die Perspektiven einer modernen Gesellschaft, wie dieses Verhältnis gestaltet wird, in welcher Form das gelebt wird, entscheidet auch über die Möglichkeiten des Zusammenlebens von Menschen mit unterschiedlichen politischen Vorstellungen und Lebenserfahrungen. Die Vorstellung einer politischen, wirtschaftlichen, kulturellen oder sozialen Elite entspricht für manche auch dem Konzept der Demokratie, welches der Idee der Gleichheit, der sozialen Mobilität und dem Prinzip der Machtteilung und des Machtwechsels verpflichtet sein sollte. Die Eliten werden immer mehr zur geschlossenen Gesellschaft, das gilt nicht nur für die Wirtschafts-, sondern zunehmend auch für die politische Eliten. Ihre Lebenswelten und die der restlichen Bevölkerung driften seit Jahrzehnten auseinander. Die einen schimpfen auf „die da oben“,, die anderen auf das „Elitenbashing“. Sich zu einer Elite zu bekennen, ist unpopulär geworden. Soziales Tiefstapeln ist angesagt, welches eine Volksverbundenheit suggeriert, die den real existierenden Eliten immer mehr abhandenkommt. SpitzenpolitikerInnen, Top-ManagerInnen, MeinungsführerInnen und Intellektuelle sehen sich scharfer Kritik ausgesetzt, die nicht, wie früher, von links, sondern heutzutage von Rechtspopulisten kommt. Diese Eliten würden selbstgerecht und abgehoben agieren, hätten den Kontakt zu den Sorgen und Nöten der Menschen verloren, trügen zur Spaltung der Gesellschaft bei. Gleichzeitig gibt es Stimmen, die das Konzept einer Elite, um den wissenschaftlichen, technischen, ökonomischen und moralischen Fortschritt zu garantieren, verteidigen. Es lohnt sich, die Folgen wie Politikverdrossenheit oder Rechtspopulismus genau zu analysieren, damit gesellschaftlich ein Bollwerk gegen die populistische Versuchung und die Aushöhlung der Demokratie zu bilden.

 

Gemeinsam mit unseren Gästen möchten wir verschiedenen Fragestellungen nachgehen: Wer sind die Eliten? Wie leben sie? Wie denken sie? Wer gehört dazu? Wie erneuern sie sich? Handelt es sich wirklich um eine Auslese der Besten? Aus welchen Gründen misstrauen Menschen den Eliten? Umfasst dieser Personenkreis eine politische Elite, eine wirtschaftliche Elite oder eine intellektuelle Elite? An welchen Werten orientieren sich die Eliten? Dienen die Werte auch zur Abgrenzung, wodurch sich die Wenigen von den Vielen unterscheiden sollen? Wie hängen ihre Haltungen und ihre Herkunft zusammen? Bekennen sich die der Elite zugeordneten Menschen selbst auch zu ihr? An welchen Codes erkennen einander Eliten? Hat sich das anhand früherer und heutiger Statussymbole stark gewandelt? Sind Eliten ein abgehobener Selbstrekrutierungsbetrieb, der die Demokratie aushöhlt? Spielt die soziale Ähnlichkeit mit denen, die sich in einer Eliteposition befinden, die entscheidende Rolle? Ist die Wirtschaftselite exklusiv? Bildete die Politik lange, als die durchlässigste Elite, ihren Gegenpol? Ist die das immer noch, aber deutlich weniger als früher? Woran lässt sich das weitere Auseinanderdriften der Eliten und der Bevölkerung festmachen? Was können die Eliten in Politik, Wirtschaft, Justiz und Medien tun, damit die Gesellschaft nicht noch weiter auseinanderdriftet? Ist eine Wende nur durch eine durchgreifende soziale Öffnung der politischen Elite möglich? Ist für eine Spitzenkarriere die soziale Herkunft ausschlaggebend, nicht die individuelle Leistung? Hat die soziale Öffnung des Bildungssystems nicht zu jener der Eliten geführt? Kann das viel postulierte Versagen der Eliten für alle gesellschaftlichen Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht werden? Können Eliten als Vordenker und Visionäre doch diejenigen sein, die hier gegensteuern können und Demokratien stabilisieren?

Aus organisatorischen Gründen wird höflich um Anmeldung(en) per Mail unter doebling@bsa.at gebeten.