Die vertagte Zukunft, das Elend und die Erneuerung der Sozialdemokratie in Europa: Im Gespräch mit Peer Steinbrück und Franz Vranitzky

Lassen sich die Herausforderungen durch Globalisierung, Klimawandel und Digitalisierung nur durch progressive Antworten bewältigen?
Europa und Internationales • Innen- und Kommunalpolitik • Wirtschaft und Arbeit
Wien
BSA Döbling
BSA Simmering
BSA Penzing
Gesellschaft für Geistes- und Sozialwissenschaften
Dienstag,
8
.10.
2019
18.30 Uhr

Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum

1050 Wien, Vogelsanggasse 36

Peer Steinbrück (Bundesminister der Bundesrepublik Deutschland a.D. sowie Buchautor "Das Elend der Sozialdemokratie - Anmerkungen eines Genossen")

Franz Vranitzky (Bundeskanzler der Republik Österreich a.D. sowie Ehrenpräsident des Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog)

Im Vergleich mit vielen anderen europäischen Staaten sind Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum in Deutschland wie in Österreich zufriedenstellend, Arbeitslosenquote und Verschuldung halten sich im Rahmen. Peer Steinbrück unterzieht die bundesdeutsche Gegenwart einer schonungslosen Analyse und wirft einen genauen Blick auf die Herausforderungen, deren Bewältigung über die Zukunft entscheiden. Wohlstand und Stabilität sind gefährdet, sofern, aus einem gewissen Ruhebedürfnis, heraus alle heiklen Themen verdrängt werden. Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse haben sich radikal geändert, es braucht dringend einen neuen Generationenvertrag und Spielregeln für das Internet-Zeitalter. Dieser Wandel darf nicht anonymen Marktkräften und einem enthemmten Finanzsektor überlassen bleiben. Die SPD musste bei der letzten Bundestagswahl eine herbe Schlappe einstecken, aber nicht nur sie. Fast alle sozialdemokratischen Parteien in Europa sacken in der Wählergunst immer weiter nach unten ab. Die Sozialdemokratie steckt europaweit in einer der schwersten Krisen ihrer langen Geschichte, wird jedoch dringend gebraucht, vielleicht sogar mehr als je zuvor. Prägnant, kompetent, leidenschaftlich und mit Augenmaß gilt es eine gesellschafts- und wirtschaftspolitische Agenda jenseits der parteipolitischen Barrieren zu entwerfen.

 

Gemeinsam mit unseren Gästen möchten wir einigen Fragestellungen nachgehen: Wo und wie sind heute politische Mehrheiten vor dem aktuellen Hintergrund zu gewinnen, gleichsam an der Kombination aus Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Europa, sozialer Absicherung, ökologischer Verantwortung und offenen Märkten unerschütterlich festzuhalten? Wie sieht eine Agenda für die Sozialdemokratie des 21. Jahrhunderts aus? Welche Rolle spielen dabei Europa, die Freiheit im digitalen Kapitalismus, der Zusammenhalt in der Gesellschaft und der Kampf gegen die wachsende Vermögensungleichheit? Braucht es mehr Mut zu einer neuen Debatte über Identitätspolitik, einer Vertiefung der Europäischen Union und mehr Engagement für jüngere WählerInnen? Fehlt es der Sozialdemokratie an faszinierenden Botschaften, die eine Eigendynamik entfalten können? Ist die Sozialdemokratie buchstäblich und habituell überaltert? Verhindert die Funktionärselite sozialdemokratischer Parteien den notwendigen Erneuerungsprozess? Wie können junge Leute und QuereinsteigerInnen besser in die Sozialdemokratie eingebunden sowie neue WählerInnen glaubwürdig erreicht werden? Wie kann die Sozialdemokratie an politischer Attraktivität gewinnen? Braucht es hierfür einen neuen dritten oder einen vierten Weg, um die Sozialdemokratie zu erneuern?

 

Diese Veranstaltung findet in Kooepration mit dem Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum statt.

Aus organisatorischen Gründen wird höflich per Mail unter doebling@bsa.at um Anmeldung(en) gebeten.